28. Juli - 1. August 2008
Gasshuku 2008 : Ein Plädoyer
Als Floh und ich am Montagmittag - leider etwas verspätet - mit Unmengen von Campinggepäck am Stadion ankamen,
war ich gelinde gesagt beim Anblick der vielen Zelte und Menschen - zunächst ein bisschen überfordert.
Schnell überwog aber die Faszination bei dem Anblick von Hunderten von Karateka, die sich in und rund um das
Stadion mitten in Hannover bewegten. Trotz unserer späten Ankunft fanden wir dann doch noch einen genialen
Platz am Ende des Stadion (sozusagen in einer Einbahnstraße), an dem wir - von anderen Karateka wegen unserer
reichlichen Ausstattung) belächelt - unser Zuhause für die kommende Woche aufbauten.
Dann ging es auch sofort ins erste Training, bei dem ich zu meiner Freude nicht nur Axel aus unserem
Dojo antraf, sondern das auch noch von unserem Sensei Julian Chees gehalten wurde.
Insgesamt kamen aus unserem Dojo 15 Karateka, um in Hannover dabei zu sein.
Am ersten Abend hielt ich gerade bis 22.00 Uhr durch, fiel dann ins Bett, um am nächsten Morgen für das erste
Training um 8.00 (Kataeinheit) auch wirklich fit zu sein. Nach diesen Kataeinheiten (wir lernten jeden Tag eine
neue Kata) gab es eine Trainingspause bis um 10.30 und da die für den 5. Kyu vorgesehene Halle ca. 20 Minuten am
weitesten vom Zeltplatz entfernt war, lohnte es sich auch nicht in dieser Zeit dorthin zu gehen. Der Vorteil an
unserer Halle war allerdings, dass sie sich nicht so aufheizte und die Trainingseinheiten auch bei ca. 27 Grad
Außentemperatur selbstständig erschwitzt werden mussten bzw., konnten.
Die lange Mittagspause nutzten wir dann aber schon, um auf unserem Campingplatz gut zu essen, was dank unserer -
vorher belächelten- reichlichen Campingausstattung glücklicherweise auch möglich war. Danach gönnte ich mir regelmäßig
eine Siesta und von 15.30 - 17.00 Uhr gab es dann noch ein weiteres Training.
Jede einzelne Einheit war unterschiedlich spannend und ob Sensei oder Shihan, ob auf deutsch, englisch, japanisch,
italienisch, mit Dolmetscher oder einfach nur mittels Zeichensprache war jede Einheit für sich faszinierend, bereichernd,
inspirierend und freilich anstrengend. Es dauerte allerdings ca. drei Tage bis alle Karateka des 5. Kyu das System der
Reihenbildung und des rechtzeitigen Abkniens bei Erläuterungen des Meisters verstanden hatten, sodass auch die in der
letzten Reihe alles gut verständlich mitverfolgen konnten.
Die Meister des diesjährigen Gasshuku waren Shihan Hiroshi Shirai aus Italien, Shihan Katsunori Tsuyama JKA Instruktor
aus Japan, Shihan Koichi Sugimura aus der Schweiz, Sensei Keith Geyer aus Südafrika, Sensei Toribio Osterkamp aus Hamburg,
Sensei Hanskarl Rotzingen aus Konstanz, Sensei Risto Kiiskilä aus Frankfurt, Sensei Shinji Akita aus England,
Sensei Sotoshi Takahashi aus Japan, unser eigener Sensei Julian Chees und freilich unser hoch verehrter immer
freundlich lächelnder und gut gelaunter, aber auch strenger Shihan Hideo Ochi.
Nach einem solchen Trainingstag war unser Zeltplatz - am Ende der Einbahnstraße - für mich persönlich genau das Richtige
und ich besuchte nur sporadisch die vielen Veranstaltungen (z.B., Karaokeabend), die im großen Zelt angeboten wurden. Für
weitere Unterhaltung sorgte das städtische riesige Maschseefest direkt neben dem Stadion. Umso erstaunlicher war es jeden
Morgen die vielen Karateka zu beobachten, die sich trotz allabendlicher Vergnügungen rechtzeitig um 7.00 oder 8.00 Uhr mehr
oder weniger fit zu ihren Trainingseinheiten begaben.
Für mich war es eher angesagt, die gelernten Dinge zu reflektieren, viel zu lesen und zu schlafen und dann den nächsten Tag
ausgeruht und konzentriert mit dieser wunderbaren Kampfkunst Karate zu verbringen. Bin halt auch nicht mehr die Jüngste!
Am letzten Abend gab es dann noch eine spannende Vorführung und ein (be-)rauschendes Fest im großen Zelt. Die wirklich gute Band Coneheads
wiederholte mehrfach fassungs- und atemlos, aber freilich höchst erfreut, dass sie eine solche Stimmung in Hannover noch nie erlebt hat,
und nicht nur Shihan Ochi hat auf der Tanzfläche abgerockt, was das Zeug hält.
Eine Woche mit viel Karate, mit vielen anderen Karateka, bei schönem Wetter an einem Schönen Ort - Genau richtig für diejenigen,
die ihren Alltag auf diese Weise vollständig eine Woche vergessen wollen (und können) und ich hoffe auch im nächsten Jahr dabei
sein zu können auf
dem Gasshuku 2009 in Kempten
Oss
Natascha Waskiewicz, 5.Kyu